Die Geschichte der Thermen nimmt ihren Ausgang in ferner Vergangenheit und
kommt einem wahren Abenteuer gleich. Begonnen hat alles 1889, als sich ein
venezianischer Taucher mit Namen Proscopio eigens aus England einen Taucheranzug
und Spezialpumpen kommen ließ und sich so ausgestattet in die Tiefen des
Gardasees vorwagte. Dort sprudelte die heiße Quelle Boiola in der Nähe der
Grotten di Catullo in 20 Meter Tiefe aus dem Seeboden, von deren Existenz man
zwar schon seit drei Jahrhunderten wußte, zu der aber bisher noch niemand
vorgedrungen war. Nach einigen erfolglosen Versuchen gelang es Proscopio schließlich,
eine lange Rohrleitung in den felsigen Grund zu rammen, aus der über der
Wasseroberfläche unter großem Applaus der Schaulustigen eine fünf Meter hohe
Fontäne heißen Schwefelwassers schoß. Das gewagte Unternehmen machte
Schlagzeilen und die Presse in ganz Italien berichtete enthusiastisch von dem außergewöhnlichen
Ereignis. Die heldenhafte Tat des wagemutigen Tauchers war aber nur der Anfang
einer langwierigen und schwierigen Kanalisierung des kostbaren Wassers in einer
über 300 Meter langen Leitung aus Metallrohren, die durch eine Verkleidung aus
Kiefernholz geschützt wurde. Endlich war es dann so weit und das kostbare
Thermalwasser gelangte in den Leitungen bis nach Sirmione, wo im Jahr 1900 die
erste Thermalanlage genau dort eröffnet wurde, wo sich heute das Grand Hotel
Terme befindet. In den schweren Zeiten während des ersten und zweiten
Weltkrieges wurde es still um die Thermen, doch sobald wieder Frieden herrschte,
erwachten auch die Thermen aus ihrem Dornröschenschlaf. Es werden zwei weitere
Brunnen gebohrt, die Sirmione jetzt zusätzlich zur alten Quelle Boiola mit
mineralischem Thermalwasser versorgen, das sich durch die gleichen chemischen
und physikalischen Eigenschaften auszeichnet und daher über die gleichen
heilenden Wirkungen verfügt. Über ein Leitungssystem werden die Thermalanlage
Catullo in der Altstadt von Sirmione sowie die Kurabteilungen der Hotels und die
1987 eröffnete Thermalanlage Virgilio am Fuße der Halbinsel mit dem
mineralischen Thermalwasser versorgt. Auch wenn das große Abenteuer des
wagemutigen Tauchers der Vergangenheit angehört, läßt sich das Abenteuer
einer Heilbehandlung mit dem schwefelhaltigen, jod- und bromsalzreichen
Thermalwasser von Sirmione doch Tag für Tag neu erleben. In all den Jahren hat
dieses außergewöhnliche Wasser seine Eigenschaften unverändert bewahrt, was
die Analysen beweisen, die in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden.
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